Queeres Leben

Wie viele Geschlechter gibt es?

Vielleicht hast du es auch schon gehört. Etwa am Frühstückstisch mit der Familie. Beim Grillen mit Freunden. Oder bei einem Gespräch mit Mitschülern. “In Deutschland kann man sein Geschlecht ja täglich ändern” – dieser eine Satz.

Tatsächlich stimmt das so gar nicht. Laut dem neuen Selbstbestimmungsgesetz soll es nach einer Namensänderung eine Sperrfrist von einem Jahr geben. Das soll übereilte Entscheidungen verhindern.

Gibt es mehr als zwei Geschlechter?

Damit haben sich schon viele Wissenschaftler auseinandergesetzt. Den Begriff “Geschlecht” kann man in die unterschiedlichsten Bereiche ausdehnen. Zum Beispiel als rein biologischen oder sozialen Begriff. In diese Tiefe wollen wir uns aber mit diesem Artikel nicht begeben.

Viel eher soll dieser Artikel kurz und knapp sagen: Ja, natürlich gibt es mehr als zwei Geschlechter! Für einen Blogbeitrag auf einer CSD-Webseite wirkt diese Aussage nicht verwunderlich. Aber warum soll es denn so viele Geschlechter haben?

Die Vielfalt auf der Welt

Auf dieser Welt gibt es ungefähr 193 Länder. Wir unterscheiden in sieben Kontinente. Ingesamt spricht die Menschheit mehr als 7.000 Sprachen. Wir kennen rund 30.000 Apfelsorten auf dieser Erde. Im Kaspischen Meer gibt es etwa 150 Fischarten. Die Astrologie kann acht Planeten in unserem Universum aufzählen. Die Griechen beteten zu zwölf Göttern. Die Hinduisten sogar zu 330 Millionen. Im Vereinigten Königreich existieren 150 Tageszeitungen. Du allein bestehst aus 36 Billionen Zellen.

In dieser vielfältigen Welt soll es also nur zwei Geschlechter geben? Wann fangen wir dann an, in zwei Länder und in zwei Kontinente zu unterscheiden? Lass’ uns doch nur zwei Sprachen sprechen und nur zwei Apfelsorten auf dieser Welt anbauen. Wir könnten das Kaspische Meer versauern lassen, bis es nur noch zwei Fischarten darin gibt. Wir blenden die restlichen Planeten bis auf zwei aus, wie wir es mit Pluto gemacht haben. Die Büsten der griechischen Götter lassen wir sprengen, bis unsere Nachgeborenen nur noch Zeus und Poseidon kennenlernen werden. Den Hinduisten stellen wir bis auf zwei Götter alle anderen in Abrede. Die britischen Tageszeitungen lösen wir alle auf. Bis auf zwei – nicht, dass uns noch Monopole entstehen.

Bei den Zellen wird mir das Ganze zu blöd. Es fühlt sich schlecht an, Vielfalt einengen zu wollen.

Lass’ dich nicht beirren. Sei das, wonach du dich fühlst. Nicht, wonach ein Anderer dich dressieren möchte. Das ist leicht gesagt. Aber es wird machbar sein. Schließlich geht es um deine Identität. Um dich. Nicht um Andere.